·

Podiumsdiskussion im KuBa Mörfelden anlässlich des Tags des Ehrenamts

Am Vorabend des Tags des Ehrenamts fand im KulturBahnhof (KuBa) Mörfelden eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion statt, zu der der DRK-Ortsverein Mörfelden eingeladen hatte. Ziel der Veranstaltung war es, die aktuellen Herausforderungen, Sorgen und Perspektiven des Ehrenamts offen und kritisch zu beleuchten – ein Thema, das angesichts gesellschaftlicher Veränderungen und wachsender Belastungen eine immer größere Rolle spielt.

Auf dem Podium nahmen vier Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Vereinswesen Platz: Kerstin Geis, Landtagsabgeordnete des Landes Hessen, Bürgermeister Karsten Groß, Andi Reisner, 1. Vorsitzender der SKV Mörfelden, sowie Hans Reinheimer, Präsident des DRK-Kreisverbands Groß-Gerau. Moderiert wurde die Runde von Sebastian Kannstädter, der die Gäste kompetent und strukturiert durch die zentralen Themen des Abends führte.

Im Mittelpunkt standen fünf Kernbereiche, die das Ehrenamt derzeit besonders prägen: Bürokratie, Gewalt gegen Ehrenamtliche, die Vereinbarkeit von Ehrenamt, Beruf und Familie, die finanzielle Situation vieler Vereine sowie die oftmals mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung.

Bereits in den Einstiegsstatements wurde deutlich, wie vielschichtig die Herausforderungen sind. Kerstin Geis betonte, dass der Abbau bürokratischer Hürden begonnen habe, dieser Prozess jedoch noch längst nicht abgeschlossen sei. Die Vielzahl unterschiedlicher Interessen – von Vereinen, Kommunen, Land und Bund – mache die nötigen Reformen komplex und langwierig. Sie kündigte an, das Gespräch mit dem hessischen Innenminister zu suchen, um die EhrenamtsCard Hessen attraktiver zu gestalten und deren Bedeutung zu stärken.

Bürgermeister Karsten Groß hob in seinem Beitrag die Bedeutung des Ehrenamts für das gesellschaftliche Leben in Mörfelden hervor. Mit rund 120 Vereinen und etwa 15.000 ehrenamtlich engagierten Menschen sei das Engagement vor Ort außergewöhnlich stark. Angesichts der schwierigen Haushaltslage tue die Stadt alles, um die Vereinszuschüsse auch im Jahr 2025 auszahlen zu können. Groß drehte den Titel der Veranstaltung bewusst um und brachte damit den zentralen Gedanken des Abends auf den Punkt:
„Ohne das Ehrenamt haben wir keine Zukunft.“

Aus Sicht der Vereine schilderte Andi Reisner sehr eindrücklich, was Ehrenamt in der Praxis bedeutet. Als Vorsitzender der SKV Mörfelden sei er nicht nur organisatorisch gefragt, sondern wolle auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Woche für Woche investiert er über 15 Stunden in sein Ehrenamt – eine Belastung, die er gerne trägt, die jedoch zeigt, wie anspruchsvoll ein solches Engagement sein kann.

Hans Reinheimer rückte in seinem Statement die Situation der Hilfsorganisationen in den Blick. Er kritisierte die fehlende Helfergleichstellung zwischen Feuerwehr und DRK, insbesondere bei Freistellungsregelungen und struktureller Unterstützung. Eine gerechtere Behandlung sei dringend notwendig, um die Einsatzfähigkeit der Hilfsdienste langfristig zu sichern.

Ein besonderes Merkmal der Veranstaltung war die aktive Beteiligung des Publikums. Die Gäste nahmen die Möglichkeit wahr, ihre eigenen Erfahrungen, Sorgen und Fragen einzubringen.  Der offene Austausch zeigte, dass die Herausforderungen nicht nur struktureller Natur sind, sondern Ehrenamtliche ganz persönlich betreffen.

Trotz der vielen kritischen Punkte endete der Abend mit einer positiven Grundstimmung. Alle Beteiligten waren sich einig, dass das Ehrenamt unverzichtbar für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist und dass Veränderungen nur gemeinsam – Politik, Verwaltung, Vereine und Bürgerinnen und Bürger – erreicht werden können.

Insgesamt war es ein gelungener Abend, der wichtige Impulse setzte und deutlich machte, dass das Ehrenamt Anerkennung, Unterstützung und verlässliche Rahmenbedingungen braucht, um auch in Zukunft stark zu bleiben.